Ausdünnung der Infrastruktur wichtiger.

Dienstleister in Delbrück

Delbrück: Es ist leider der Trend unserer Zeit, dass sich Dienstleister zunehmend aus den ländlichen Gebieten zurückziehen. Längst ist der Anpassungsdruck -weg vom Filialnetz und hin zu Online-Angeboten- in den Vorstandsetagen der Unternehmen beschlossen. Diese Strategie wird jedem Bürger deutlich vor Augen geführt, wenn Geldautomaten in kleineren Ortschaften abgebaut werden.

Grundsätzlich ist Onlinebanking eine gute Sache. Doch wie kommt der Mensch an Bargeld und was ist mit den Bürgerinnen und Bürgern, die diese Online Angebote nicht nutzen wollen, beziehungsweise können? Zu dieser Gruppe gehören in erster Linie ältere, junge und mobilitätseingeschränkte Menschen. Diese verlieren ein Stück Unabhängigkeit und selbstbestimmten Umgang mit dem Bargeld. Ein „Geld-Bring-Dienst“ der Institute ist keine Alternative.

Seit dem Jahr 2000 sind ca. 10.200 von damals noch 38.000 Bankfilialen verloren gegangen. Im nächsten Schritt werden nun offensichtlich auch die Geldautomaten abgebaut. Dieses erleben wir gerade in unserer Stadt. Der Versuch, Geldautomaten in Kooperationen mit anderen Banken zu nutzen, ist zwar ein Weg, doch wie lange diese Filiale noch existiert, weiß niemand so genau.

Diesem Trend will nun auch die AOK folgen. Sie beabsichtigt, 18 Filialen in Ostwestfalen-Lippe zu schließen. Dazu gehört auch die Filiale in Delbrück, die im September 2018 geschlossen werden soll. Es wird damit dem Trend zur „Optimierung“ gefolgt, wie sie zum Beispiel die „Barmer“ und die „Techniker Krankenkasse“ bereits vollzogen haben.

Viele ältere Bürger sind in der AOK versichert und sind froh, in Delbrück ein Beratungsangebot ihrer Krankenkasse direkt vor Ort zu haben. Die Filiale liegt nur wenige Schritte von einem Ärztezentrum und einem Sanitätshaus entfernt, so dass alle Wege bequem zu erledigen sind. Es erschließt sich nicht, warum eine wichtige Institution der Gesundheitsfürsorge Delbrück verlässt. Eine Fahrt mit dem öffentlichen Nahverkehr, um die nächste AOK Filiale zu erreichen, ist für viele ältere Menschen sehr beschwerlich oder sogar unmöglich. Kommt der Fachberater der AOK dann auch ins Haus, so wie es die Banken planen?

Dem Seniorenbeirat ist natürlich bewusst, dass Banken und Krankenkassen Unternehmen sind, die marktwirtschaftlichen Rahmenbedingungen genügen müssen. Doch gerade Banken (speziell Sparkassen) und gesetzliche Krankenkassen sind eben nicht nur reine Wirtschaftsunternehmen, sondern wichtige Teile des Gemeinwesens einer Kommune.

Gerade hat der siebte Altenbericht der Bundesregierung die Stärkung der Kommunen als Lebensorte für die Menschen gefordert. Wir meinen: „Eine funktionierende Infrastruktur ist jedoch ein wesentliches Merkmal solcher Lebensorte. Wenn man die Quartiere stärken will, gehören Geldautomaten und Krankenkassen ebenso wie Ärzte und Fachärzte im Ort zwingend dazu“. Der Erhalt der örtlichen Infrastrukturen sollte daher bei den Verantwortlichen eine hohe Priorität und besondere Bedeutung haben.